Erweiterung
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2001-2002
Wohnkolonie Hürst
Zürich
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Bauherrschaft
privat
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Architektur
Diethelm & Spillmann
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Fotos
Christoph Eckert
Wohnkolonie Hürst, 2001-2002
Zwei neue Fenster
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Das Doppeleinfamilienhaus im zürcherischen Seebach gehört zu einer Arbeitersiedlung aus den frühen 30er Jahren. In der Grunddisposition vier Zimmer mit je 14 m2 aufweisend, gibt es heute in der ganzen Siedlung kaum noch ein Haus, das in den vergangenen 20 Jahren nicht erweitert worden wäre. Meistens wurde im Dach neuer Wohnraum geschaffen. Das liegt am asymmetrischen Giebel und an der gegen-wärtigen Gesetzgebung, die allseitig grössere Traufhöhen zulässt.
Dieser Spielraum wurde bisher rege genutzt, auch wenn der Besitzer der anderen Haushälfte nicht mitmachte und die beschei- denen Häuser eine der Siedlungsstruktur fremde Grösse erlangten.
Beim vorliegenden Umbau für ein Ehepaar im Pensionsalter, ging es weder darum, zusätzlich Wohnfläche zu schaffen, noch weitere Zimmer zu erhalten – im Gegenteil: im Erdgeschoss wurden zwei Zimmer zu einem grosszügigen Wohnzimmer vereint und die Küche beansprucht neuerdings auch noch die Fläche des ehemaligen Bades. Im Oberge-schoss blieben die Schlafzimmer unverändert; hinzu kamen aber ein Bad und ein geräumiger Vorraum, der auch als Arbeitsplatz dient und den Blick in den angrenzenden Wald freigibt. Die inneren Veränderungen zeichnen sich aussen in Form breit-rahmiger Fenster ab. Fenster, die als Zeichen der Erneuerung nicht nur anders angeschlagen sind, sondern sich auch in Farbe und Profilform vom Bestand unterscheiden. Auf der Rückseite wurde der Fassadenputz im gleichen Farbton wie das Fenster gestrichen, um – wie beim historischen Vorbild in der gleichen Siedlung – eine Verschmelzung der beiden Geschosse zu erreichen. Eine Verschmelzung, die sich auch dann noch einstellt, wenn die Senkrechtmarkisen unten sind, denn auch sie sind braun.
Bleibt am Schluss die Frage, ob man nun von einem Dachausbau oder von einer Aufstockung sprechen muss. Die Veränderung der Dachform legt die Lesart als Dachausbau nahe, die Kontinuität der Fassade hingegen sagt Aufstockung. Letztlich sind es nur Begriffsdefi- nitionen. Was wir suchten, ist eine sanfte Integration mit Zwischentönen.
Ein tiefes Eichenfutter rahmt den Ausblick in die Baumkronen des angrenzenden Hürstholzes. Zugleich dient die Verkleidung als Arbeitstisch und Computerplatz der Familie.
Obergeschoss
Erdgeschoss
Obergeschoss
Axonometrie
Unterkellerung sowie Dachausbau sind historische Ausbauoptionen des Hürst-Standardhauses.
Die asymmetrische Giebelfassade wurde in Anlehnung an die Aus- bauoption von 1933 beibehalten.
Die Verwendung von Glasmosaik im Bad ist die einzige Ergänzung der ursprünglichen Material- und Farb-stimmung im Inneren des Hauses.
Ein goldeloxiertes Stanzblech verkldet den Radiator der neu installierten Zentralheizung.
Die gewonnene Raumschicht erlaubt verschiedene Arten der Bespielung und vermittelt im Sinne eines Blumenfensters zwischen innen und aussen.
Die «Wohnkolonie Hürst» wurde zwischen 1933 und 1935 von der Firma Spaltenstein erstellt. Sie bestand ursprünglich aus 30 identischen Doppelhäusern sowie zwei Einfamilienhäusern und einem Kindergarten.